Marc Dominick | Business Coaching, Mental Coaching, Emotionscoaching für Unternehmer, Führungskräfte, Musiker, Athleten und ihre Teams | Frankfurt a.M. und Online | Positive Intelligence®, emTrace®, Zürcher Ressourcen Modell ZRM®, The Wholeness Work®, Positive Psychologie

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Mit 99 glücklich?

„Diener“, sagte der König, der oft unzufrieden war. „Was ist das Geheimnis deiner Fröhlichkeit?“

„Es gibt kein Geheimnis, Majestät.“

„Lüg mich nicht an, Diener!“

„Ich lüge nicht, Majestät. Ich habe kein Geheimnis.“

„Warum bist du immer fröhlich und glücklich?“

„Herr, Eure Majestät ehrt mich, indem Ihr mir erlaubt, Euch zu dienen. Meine Familie und ich leben im Haus des Hofes, werden gekleidet und beköstigt. Von Zeit zu Zeit gebt Ihr mir eine Münze, um mir eine besondere Freude zu machen. Wie könnte ich da unglücklich sein?“

Der Diener verbeugte sich und verließ das Zimmer. Der König war fassungslos. Wie konnte dieser arme Diener so glücklich sein?

Das Geheimnis

Nachdem er sich beruhigt hatte, fragte er seinen weisesten Berater um Rat.

"Warum ist der Diener so glücklich?“

„Majestät, er ist außerhalb des Kreises.“

„Welcher Kreis?“

Der Kreis der neunundneunzig

„Der Kreis der neunundneunzig. Außerhalb dieses Kreises sind die Menschen glücklich. Aber sobald sie ihn betreten, verwandelt sich ihre Fröhlichkeit in Bitterkeit“, sagte der alte Weise.

„Das verstehe ich nicht”, antwortete der König und runzelte die Stirn.

„Wenn du bereit bist, deinen treuen Diener zu opfern, um den Kreis zu verstehen, komme ich heute Abend zu dir. Bring bitte einen Lederbeutel mit genau neunundneunzig Goldstücken mit.“

Das Experiment

In dieser Nacht holte der Weise den König ab, und sie gingen zum Haus des Dieners.

Der Weise heftete einen Zettel an den Sack mit den 99 Goldstücken:
„Dieser Schatz gehört Dir. Er ist der Lohn für dein gutes Herz. Genieße ihn und schweige darüber.“

Dann hängte er den Beutel an die Tür des Dieners, klingelte und versteckte sich.

Der Schatz

Der Diener kam heraus, öffnete den Beutel, las die Nachricht und hörte das Klimpern der Goldstücke. Erschrocken drehte er sich um, drückte den Schatz an seine Brust und ging ins Haus. Drinnen leerte er den Beutel - ein Berg Gold lag vor ihm!

Er, der noch nie eine Goldmünze verdient hatte, zählte nun seinen Schatz. Er stapelte zehn Haufen zu je zehn Münzen - aber der letzte hatte nur neun!

Verzweifelt suchte er den Tisch, den Boden und den Beutel nach dem fehlenden Goldstück ab.

Der Beitritt in den Kreis

„Das ist unmöglich! Man hat mich bestohlen!“, schrie er wütend. „Neunundneunzig Münzen sind viel, aber nicht genug. Hundert ist rund!“

Sein Gesicht verhärtete sich. Seine Fröhlichkeit wich einer starken Anspannung.

Er versteckte die Münzen, nahm Papier und Feder und rechnete: Wie lange müsste er sparen, um das fehlende Goldstück zu bekommen? Vielleicht elf oder zwölf Jahre, wenn er hart arbeitete. Zu lange!

Wenn er und seine Frau weniger aßen und nebenbei verkauften, schafften sie es in vier Jahren. Vier Jahre Opfer für das hundertste Goldstück.

Der Diener war dem Kreis der neunundneunzig beigetreten.

Das Leben im Kreis der neunundneunzig

Verbittert verfolgte er in den nächsten Wochen seinen Plan.

Eines Morgens klopfte er grimmig an das Schlafzimmer des Königs.

„Was ist los?" fragte der König, „du warst doch früher immer fröhlich und hast oft ein Liedchen gesummt."

„Nichts. Ich arbeite. Soll ich jetzt auch noch Hofnarr sein?"

Es dauerte nicht lange, da entließ der König den Diener. Er fand es unangenehm, einen Diener zu haben, der immer schlecht gelaunt war.

Quelle (gekürzt): Jorge Bucay, ​​Komm, ich erzähl dir eine Geschichte​​ – Der Kreis der neunundneunzig

Das Streben nach "mehr" kann uns blind machen für den Wert dessen, was wir bereits haben.

Die Idee der "perfekten" Zahl oder des “perfekten” Lebens ist oft eine Illusion, die uns unglücklich macht:

  • Wer oder was ist dein hundertstes Goldstück?

  • Was, wenn deine anderen 99 schon eine runde Sache sind?

Rock on!

Marc

PS.

Die Kunst besteht darin, die Balance zwischen der Wertschätzung des Jetzt und dem Streben nach Wachstum zu finden: